Wenn man zum Hundehalter wird hat man plötzlich eine große Verantwortung, da das neue Familienmitglied Bedürfnisse hat, die es zu erfüllen gilt. Auslauf und Bewegung gehören dazu. Dass große Hunde mehr Bewegung brauchen als kleine, ist jedoch ein weitverbreiteter Trugschluss.
Mit wieviel Bewegung werde ich meinem Vierbeiner gerecht?
Auf diese Frage gibt es leider keine allgemeingültige Antwort, die den Ansprüchen aller Tiere gerecht wird. Als Faustregel gelten 2 Stunden Bewegung am Tag. Jedoch sollte man das Bewegungsangebot individuell auf jeden Hund abstimmen, da der Bedarf bei jedem Tier unterschiedlich ist. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine entscheidende Rolle:
Körperliche Konstitution: Bestimmte Hunderassen haben einen athletischen Körperbau und damit von Natur aus die Anlagen, sich viel und gern zu bewegen. Dementsprechend wird richtigerweise auf einen großen Bewegungsdrang geschlossen. Zu diesen Rassen gehören zum Beispiel Windhunde oder auch Huskys. Nicht umsonst werden Huskys als Schlittenhunde eingesetzt. Schließlich schaffen sie es in einigen Fällen sogar, bis zu 240 Kilometer pro Tag zurückzulegen!
Lebensalter: Das Alter eines Hundes wirkt sich selbstverständlich auch auf den Bewegungsdrang aus. Welpen und junge Hunde sind bekanntlich noch viel energiegeladener als betagtere Tiere. Aus demselben Grund sind sie anfangs noch sehr verspielt bevor sie mit zunehmendem Alter auch ruhiger werden. Bei kleinen Hunderassen gelten Tiere ab 12 Jahren schon als „ältere Semester“. Bei großen Rassen treten sie ab ungefähr 8 Jahren schon ins Rentenalter ein. Natürlich sollte man auf den täglichen Auslauf nicht komplett verzichten, da dies negative Auswirkungen auf deinen Vierbeiner haben kann. Aber anstatt ausgiebig laufen zu gehen, könnt ihr gemütliche Spaziergänge machen um auch so die Beweglichkeit und die Muskelmasse deines Hundes weiterhin zu erhalten. So bleibt er auch im hohen Alter fit und gesund.
Durchhaltevermögen: Du solltest auch auf die Kondition und Leistungsgrenzen deines Hundes achten. Vierbeiner, die regelmäßiges Training gewöhnt sind, haben bereits eine größere Ausdauer als Hunde, die gerade erst mit diesen Aktivitäten beginnen. Außerdem ist ein allgemein fitter Hund auch ausdauernder und verkraftet beziehungsweise wünscht sich auch mehr Bewegung. Wie auch beim Menschen sollte man bei jeglichen sportlichen Aktivitäten langsam und mit kurzen Intervallen einsteigen, welche schrittweise gesteigert werden können. So bleibt das Training angenehm und der Hundekörper wird nicht überfordert.
Hunderasse: Fakt ist, dass die uns heutzutage bekannten und von uns geliebten Hunderassen ihre Ursprünge im Wolf haben. Auch wenn man sich schwertut Ähnlichkeiten zwischen einem ungezähmten Wolf und einem knuddeligen Mops zu finden, bleibt in ihnen auch heute noch das Wesen ihrer Vorfahren tief verwurzelt. Ein Wolf ist ein sehr sportliches Exemplar wenn man bedenkt, dass er in seinem natürlichen Lebensraum zwischen 20 und 50 Kilometer am Tag läuft. Der Mensch hat es kurz darauf geschafft, den Wolf zu domestizieren und dies zu seinem Vorteil zu nutzen. Durch die Züchtung neuer Rassen wurden ideale Arbeitstiere hervorgebracht, die den Menschen das Leben erleichtern sollten. Ein Beispiel dafür sind die Jack Russel Terrier oder auch die Dackel, die als Jagdhunde eingesetzt wurden. Aus diesem Grund haben sie einen überdurchschnittlichen Bewegungsdrang, was Haltern jedoch nicht bekannt ist oder welchem aufgrund ihrer Größe nicht die richtige Beachtung geschenkt wird. Es gibt trotzdem Hunde, die weniger Bewegung benötigen. Diese wurden von Anfang an als Gesellschafts- und Begleithunde gezüchtet.
Vielfalt: Wenn du deinem Hund etwas Gutes tun möchtest, dann solltest du ihn sowohl körperlich als auch geistig auslasten. Das heißt, dass du ihn mit einem Programm, das aus spannenden und abwechslungsreichen Aktivitäten besteht auf Dauer glücklicher machst als mit stets denselben Spaziergängen an der Leine. Diese dienen zwar zur Bewegung, können aber schnell ziemlich langeilig werden.
Gesundheitszustand: Es ist wichtig, die allgemeine körperliche Verfassung des Tieres in Betracht zu ziehen, wenn man ein Aktivitäten- und Bewegungsprogramm zusammenstellt. Vor allem bei Verletzungen, Erkrankungen oder Schmerzen ist besondere Vorsicht geboten, da wir unsere Fellnase nicht noch weiter strapazieren oder gar schädigen wollen. In solchen Fällen solltest du dich unbedingt an deinen Tierarzt oder auch Hundephysiotherapeuten wenden, um geeignete Optionen zu finden.
Die Mischung macht‘s
Eines der schlimmsten Dinge, das einem Hund passieren kann, ist ständige Langeweile. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, um den Alltag spannender und abwechslungsreicher zu gestalten. Du könntest zum Beispiel hin und wieder mal die Gassi-Route verändern und deinen Hund neue Wege erkunden lassen. Auch ein Tapetenwechsel kann Wunder wirken: Lauft durch den Wald anstatt am Feld oder durch die Nachbarschaft zu spazieren. Ein anderer Untergrund zum Laufen ist auch eine Erfahrung für die Sinne und ein neues Gefühl für die Pfoten. Auch kannst du in den Sommermonaten einige Spaziergänge durch Schwimmeinheiten austauschen.
Die Hauptsache ist, dass dein Hund sowohl körperlich als auch geistig gefordert und gefördert wird. Auch das gemeinsame Spielen und Herumtollen mit Seinesgleichen ist dafür wichtig. Ein Ausflug in einen (Hunde-) Park bietet sich hervorragend an. Du kannst außerdem schauen ob in deiner Nähe auch Hundesportarten angeboten werden. So schlägst du 2 Fliegen mit einer Klappe.
Wie äußern sich fehlende Bewegung und Forderung?
Wenn weder deine Schuhe noch deine Möbel vor deinem Hund sicher sind, weil er einfach alles zerkaut, dann kannst du stark davon ausgehen, dass er nicht ausgelastet ist und an Bewegungsmangel leidet. Neben diesem überaus starken Drang zum Kauen und der damit verbundenen Zerstörungswut, kann auch aggressives Verhalten einhergehen. Wenn dein Hund im Garten wohnt und dieser plötzlich einem Minenfeld ähnelt, solltest du auch hellhörig werden. Denn der übermäßige Drang zu graben ist ein weiteres Alarmsignal. Der Hund zeigt durch derart auffälliges Verhalten seine Suche nach Aufmerksamkeit, welche sich auch durch ständiges Jaulen und Bellen manifestieren kann. Als verantwortungsvoller Hundehalter solltest du den Ursachen solchen Verhaltens auf den Grund gehen, um schwerwiegende psychische Probleme für deinen Vierbeiner zu vermeiden.
Welche Konsequenzen zieht Bewegungsmangel nach sich?
Wenn dein Haustier nicht ausreichend ausgelastet wird, kann dies negative Auswirkungen auf seine Psyche und auch seine Gesundheit haben. Neben überaus auffälligem Verhalten und einem unausgeglichenem Wesen, läuft dein Hund auch Gefahr, bei einer unausgewogenen Ernährung schnell übergewichtig zu werden, was wiederum das Herz-Kreislaufsystem sowie Sehnen und Gelenke strapaziert. Die Gelenke können sich entzünden und auch das Verdauungssystem kann in Mitleidenschaft gezogen werden. All dies kann später zu Folgeerkrankungen führen.
Nicht von einem Extrem ins andere rutschen
Bewegung ist für deinen Vierbeiner von essenzieller Bedeutung. Jedoch solltet ihr es auch nicht übertreiben. Besonders bei jungen Hunden ist der Knochenbau noch nicht ausgereift und aus diesem Grund solltest du Vorsicht walten lassen. Im Allgemeinen solltest du stets die natürlichen Grenzen deines besten Freundes im Auge behalten, um eine Überanstrengung zu vermeiden. Das Vernunftsdenken fehlt bei ihm, weshalb er sich auf dich verlassen muss. Achte deshalb auf die typischen Warnsignale: der Hund wird langsamer, hechelt mehr und die Bewegungen werden träge.
Biete stets ausreichend Wasser zur Verfügung und höre auf deinen Hund.