Seit Jahrhunderten fragen sich Hundebesitzer schon, ob sie das Verhalten ihrer Hunde mit der Ernährung beeinflussen können. Viele fragen sich, ob die Anzahl der Kohlenhydrate und Tryptophan dabei eine Rolle spielen. Im Internet wird auf einigen Seiten behauptet, dass Hunde Kohlenhydrate in der Nahrung benötigen, damit sie sich besser konzentrieren können und nicht aggressiv werden.
Einige Hersteller von Hundefutter werben sogar damit, dass Hunde mit ihren Produkten weniger Stress ausgesetzt sind. Kann der Vierbeiner tatsächlich mit der Ernährung sein Verhalten ändern? Eines hat der Futtermittelhersteller erreicht, seitdem das Produkt auf dem Markt ist, versuchen Hundebesitzer die Probleme ihrer Vierbeiner durch die Ernährung zu lösen. Viele versuchen sogar arttypisches Verhalten, das aggressives Verhalten gegen Artgenossen, ständige Fortpflanzungsgelüste, überzüchtetes Jagdverhalten und Schutztrieb, mit dem Futter zu kontrollieren. Die Versuche mit Kohlenhydraten das Verhalten der Hunde zu verändern bleibt aber meistens erfolglos. Es wäre einfach nur zu schön, ein komplexes Problem einfach nur mit der Ernährung lösen zu können.
Benötigen Hunde Fette in der Nahrung?
Die Antwort ist ja, Fette sind natürliche Energielieferanten, die jeder Hund benötigt. In der Natur enthalten alle Beutetiere hohe Anteile von Fetten und fast keine Kohlenhydrate. In der Born-Again Raw Feeders (BARF) Ernährung, die die Kanadierin Debbie Tripp entwickelt hat, kommen aus diesem Grund auch fast keine Kohlenhydrate vor. Der Anteil von Kohlenhydraten wird eher geringer halten, denn desto mehr Fett im Futter enthalten ist, desto weniger muss ein Hund davon fressen. Das gleiche gilt für den Eiweißgehalt des Futters und die Proteine, die normalerweise in der gleichen Menge verfüttert werden, wie bei normalen Fertigfutter.
Fett in dem Hundefutter ist aber nicht nur als Energielieferant notwendig. Es spielt auch in der Serotoninsynthese eine große Rolle, wenn es darum geht eine ausreichende Menge von Glückshormonen zu produzieren. Dies wird meistens verschwiegen, wenn es darum geht die Kohlenhydrate im Futtermittel zu vermarkten.
In der Natur kommen Kohlenhydrate eigentlich nur selten vor. Unsere beliebtesten Kohlenhydratlieferanten sind Getreide und Zucker, die von den Menschen erfunden wurden. Besonders Hunde haben dadurch auch andere Möglichkeiten, sich mit Glückshormonen zu versorgen. Bei ihm spielt besonders der Fettgehalt in der Nahrung eine große Rolle. Trypthophan gilt als Stimmungsaufheller, beruhigend und gewichtsreduzierend. Es kann nicht im Hundekörper produziert werden und muss deswegen zu gefüttert werden. Im Fett wird Tryptophan meistens an Albumin gebunden. Die aufgenommenen Fettsäuren führen aber zu einer Verdrängung des Albuminanteils und setzen Trypthophan frei.
Das freigesetzte Tryptophan wird vermehrt durch das Blut zum Gehirn transportiert und steht dann auch für die Synthese von Serotonin zur Verfügung. Aus diesem Grunde sind Kohlenhydrate nicht zwingend notwendig um das Glückshormon für den Hund frei zu setzen, es geht auch mit einem gesunden Anteil von Fetten.
Kann mit Nahrung Einfluss auf den Hund genommen werden?
Es ist also doch etwas daran wahr, dass man mit der Ernährung des Hundes Einfluss auf seine Stimmung nehmen kann. Das vorher schon genannte Tryptophan ist dafür ausschlaggebend. Es ist eine essenzielle Aminosäure, die eine biologische Vorstufe für den Neurotransmitter Serotonin bildet. Dieses im Volksmund als Glückshormon bezeichnete Hormon, kann Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit und die Impulskontrolle haben. Eine verminderte Serotoninbildung kann zu aggressiven Reaktionen führen und den Hund unglücklich machen.
Wie kann es zu einer Unterversorgung von Serotonin kommen? In erster Linie liegt es daran, dass der Hund nicht mit genügend Aminosäuren in der Nahrung versorgt wird. Ein artgerecht ernährter Hund sollte genügend Aminosäuren in der Nahrung bekommen, die am meisten in Milchprodukten, Eiern und vor allen Dingen Fleisch vorkommen.
Den Futtermitteln, die nicht für Fleischfresser geeignet sind, werden Getreidegluten, Geflügelmehle oder Soja untergemischt, die lange neutrale Aminosäuren enthalten, die keine Serotoninbildung unterstützen. Sie nutzen aber die gleichen Transportsysteme durch die Blut-Hirnschranke, so dass es zu einer mangelnden Bildung von Serotonin kommen kann. Wenn es dadurch zu einem schlechten Verhältniss zwischen Serotonin und den neutralen Aminosäuren kommt, kann es Auswirkungen auf das Verhalten des Tieres haben.
Wenn wir die genaue Aminosäuren–Zusammensetzung in verschiedenen Futtermitteln miteinander vergleichen, kann sich der Anteil von Serotonin und langen Aminosäuren grundsätzlich unterscheiden. Bei einer typischen BARF-Ration liegt der Anteil des Serotonin Proteins bei 1,4 %. Gewöhnliches Trockenfutter wird mit Kartoffelflocken, Geflügelmehl und Sojaextraktionsschrot angereichert, dass der Anteil von Serotonin nur noch bei 1,1 % liegt. Dabei muss aber auf jede Fälle beachtet werden, dass sich die Eiweißträger der Ration aus hochwertigem Protein zusammensetzen und nicht etwa aus günstigen Schlachtabfällen gewonnen werden, oder minderwertigen pflanzlichen Proteinen.
Warum spielen Kohlenhydrate eine wichtige Rolle?
In den meisten Futtermittel verfügen die Proteinlieferanten über einen geringen Tryptophan-Anteil und einen hohen Anteil an LNAA. Dieses Eiweiß wird aus pflanzlichen Quellen gewonnen und ist ein minderwertiger Proteinlieferant. Da er viel stärker ausgeprägt ist und die gleichen Wege in das Gehirn nutzt, gelangt weniger Trp ins Gehirn.
Futtermittel mit einem hohen Kohlenhydrat Anteil stimulieren die Insulinsekretion. Das Insulin ermöglicht die Aufnahme der Kohlenhydrate in den Zellen und von Aminosäuren. Dies fördert die Aufnahme von LNAA in die Muskelzellen, die normalerweise mit dem Tryptophan in das Gehirn gelangen.
Der Gesamtanteil von Proteinen in dem Futtermittel spielt also keine Rolle, wenn es um die Stimmung der Hunde geht. In zahlreichen Studien wurde sogar nachgewiesen, dass eine proteinreiche Nahrung zu einem gesteigerten Aggressionsverhalten führen kann. Aus diesem Grund wird die BARF Nahrung auch immer wieder kritisiert, da ihr zu Unrecht ein hoher Proteingehalt nachgesagt wird.
Es wird daher empfohlen durch große Mengen an Kohlenhydraten den Proteingehalt zu vermindern. Wenn aber der tatsächliche Eiweiß-Anteil einer BARF-Ration berechnet wird, kann festgestellt werden, dass diese einen relativ geringen Eiweißanteil haben und dadurch keine großen Mengen an Kohlenhydraten benötigt werden.
Welchen Einfluss haben andere Nährstoffe auf das Verhalten der Hunde?
Ein entscheidender Faktor bei der Serotonin-Synthese ist das Vitamin B6. In ausreichender Menge verstärkt es die Synthese. Es kommt vor allen Dingen in Fleisch, Eiern und der Leber vor. Das Vitamin ist aber licht- und hitzeempfindlich, wodurch das Futtermittel roh verabreicht werden muss, um die entsprechende Versorgung sicherstellen zu können.
Ein weiterer Faktor ist das Vitamin B3, dass der Körper aus Tryptophan selber synthetisieren muss. Falls nicht genügend Vitamin B3 im Körper des Tieres vorhanden ist, wird durch die Synthese der Anteil von Tryptophan reduziert. Dieses Vitamin ist nicht hitzeempfindlich, kann aber nur aus tierischen Quellen bezogen werden. Vitamin B3 ist zwar auch in pflanzlichen Quellen vorhanden, aber nur in einer schwer verwertbaren Form, so dass es für die Tiere fast nutzlos ist. Am besten kann Vitamin B3 durch das zu füttern von Leber und Fleisch zugeführt werden.
Damit das Tier Tryptophan selber produzieren kann, wird Magnesium benötigt. Magnesium kommt vor allen Dingen in Getreide vor, allerdings immer mit dem sekundären Pflanzenstoff Phytinsäure. Dieses schränkt die Bio-verfügbarkeit von Magnesium stark ein. Desto größer der Anteil der Säure in der Nahrung ist, desto weniger Magnesium kann von dem Körper aufgenommen werden. Aus diesem Grund eignen sich Knochen, Innereien und Fleisch am besten für die Aufnahme von Magnesium.
Die Vorteile und Nachteile von anderen Kohlenhydratlieferanten
Die Synthese von Serotonin fängt auch noch von anderen Faktoren ab. Wenn das Tier unter Stress leidet oder eine Insulinresistenz aufweist, kann nicht genügend Serotonin hergestellt werden. Besonders wichtig ist natürlich das Insulin, damit die Zellen reagieren können.
Bei einer genaueren Analyse fällt auf, dass die üblichen Kohlenhydratlieferanten zwar in den meisten Fällen die Serotoninsynthese verstärken, trotzdem manchmal einen negativen Einfluss auf die Synthese haben können.
Wenn wir davon ausgehen, dass die Ration für einen Hund aus 50 % Getreide besteht, so nimmt das Tier weniger Vitamin B6 auf und hat auch weniger Vitamin B3 zur Verfügung. Dies wird dadurch hervorgerufen, dass ein Großteil der Ration durch einen unpassenden Vitaminlieferanten zur Verfügung gestellt wurde, der nur gebundenes Vitamin B3 anbietet. Tatsächlich können 70 % des Magnesiums nicht genutzt werden, weil die im Getreide befindlichen Stoffe die Verfügbarkeit stark herabsetzen.
Außerdem wird bei einem hohen Getreideanteil auch kein Kalium, Kupfer, Selen, Vitamin B2, B12, B5 und Biotin zur Verfügung gestellt. Die Anteile der vorher genannten Stoffe liegen so niedrig, so dass der Hund seinen Bedarf damit nicht abdecken kann.
Insgesamt werden dem Tier weniger Nährstoffe zugefügt und eine ausreichende Serotoninsynthese nicht möglich gemacht. Das Tier kann zwar seinen Grundbedarf mit dem Futter decken und sein Überleben absichern, aber nicht genug Glückshormone entwickeln, um ein glückliches Leben zu führen.
Du kannst jetzt bestimmt auf die Idee kommen, den Vierbeiner mit einem zusätzlichen Präparat die Vitamine und Mineralien zukommen zu lassen, um das durch die Kohlenhydrate geschaffene Defizit wieder auszugleichen. Darum solltest du aber nicht gleich teure synthetische Zusätze verfüttern, nur damit das Tier eine große Menge Getreide aufnehmen kann. Außerdem ist der Einsatz von synthetischen Vitaminen immer noch nicht als gesundheitsfördernd anerkannt.
Es stellt sich also generell die Frage, warum nicht eine fettreiche Nahrung zugeführt wird, die bessere Effekte hat und eine Serotonin-Synthese fördert. Mit dieser Nahrung können bessere Effekte erzielt werden und der Nachteil einer kohlenhydratreichen Ernährung muss nicht in Kauf genommen werden. Außerdem werden dann keine teuren Nahrungsergänzungspräparate mehr benötigt.
Warum beweisen Studien den Erfolg?
Warum gibt es also so viele Studien, die sich mit dem Tryptophangehalt der Nahrung, der Proteinmenge und der Zuführung von Kohlenhydraten beschäftigen und das Verhalten der Hunde damit erklären wollen. Alle die Studien beweisen, dass sich durch die Zufuhr von Tryptophan die Aggressivität der Hunde kontrollieren lässt und dass sie sich mit einer Zufuhr von Kohlenhydraten besser konzentrieren können.
Grund für die Ergebnisse ist, dass die Tiere in den Studien meistens ein Futtermittel mit einem sehr geringen Tryptophananteil bekommen, weil die Proteinlieferanten minderwertig oder zu mindestens fragwürdig sind. Die Zusammensetzung des Futters wird in einer Studie (DeNapoli, J. S. (2000)) so spezifiziert:
37 % Mais, 18 % Geflügelmehl, 16 % Maisstärke, 10 % Tierisches Fett, 3 % Getrocknetes Ei, 10 % Zellulose, 2 % Geschmackverstärker, 2 % Dicalcium Phosphat, 1 % Pflanzenöl, 1 % Mineralstoffe, 0,3 % Vitamine, 0,01 % Etoxyquin.
Dieses Rezept wird wohl jedem Hundeliebhaber aufstoßen. Durch diese Zusammenstellung wird sicherlich eine Serotoninsynthese gefördert, mit normalen Futtermitteln können Hunde aber auch genügend Tryptophan aufnehmen, besonders wenn es genügend Fett enthält. Es wird wohl eine bessere Ausgangsbasis sein als die Rezepte aus dem Laboratorium. Wir können doch davon ausgehen, dass die armen Hunde aus den Studien unter Stress litten, weil sie an den Tests teilnehmen mussten.
Bei genauer Untersuchung der Studien fallen auch noch weitere Punkte auf. Zum einen wurde den Hunden bei den Studien wesentlich höre Mengen an Protein zugeführt, als es bei BARF der Fall gewesen wäre. In den Studien wurden einem 30 kg schweren Hund 130 g Proteine verfüttert, bei BARF sind es nur 84 g. Selbst die in den Studien verwendeten Proteine, stammen mindestens zu 95 % aus minderwertigen Quellen. Vergleichsstudien mit anderen Futtermitteln wurden bei den Tests nicht durchgeführt.
Außerdem sind die Beweise, dass sich Hunde nach der Verabreichung von Kohlenhydraten besser auf verschiedene Aufgaben konzentrieren können, schwer beweisbar. Sie lassen sich bis jetzt noch nicht in die Praxis übertragen und können auch auf die Zuführung von Glukoselösungen schließen lassen, dass viel schneller im Blut aufgenommen wird als normaler Zucker. Die auf Kohlenhydrat basierende Ernährung mit Getreide und Kartoffeln bietet fast keine Kohlenhydrate, sondern nur Polysaccaride. Diese müssen den Körper erst aufgespalten werden und stehen also nicht schnell zur Verfügung. Mit der Verabreichung von Glukose wird im Allgemeinen eine kohlenhydratreiche Ernährung ersetzt.
Fazit
Hunde, die normal ernährt werden, benötigen keine großen Mengen an Kohlenhydraten um die Serotoninsynthese zu unterstützen. In dem Fertigfutter ist schon ein so großer Proteinanteil vorhanden, der durch fette unterstützt wird, die die Produktion von Glückshormone ermöglicht.
Geht natürlich jeden Hundehalter frei die verschiedenen Ernährungsmethoden zu testen. Wenn du eine gewünschte Verhaltensänderung durch die Ernährung mit viel Kohlenhydraten erzielen ,öchtest, kannst du auch andere Nahrungsmittel mit bis zu 10 % Getreide verfüttern. Bis zu diesem Prozent Anteil ist Getreide absolut kein Problem und du kannst die Trainingserfolge oder das aggressive Verhalten mit Normalfütterungsmethoden vergleichen.
Du solltest aber wissen, dass Verhaltensprobleme der Vierbeiner fast nie auf eine falsche Ernährung zurück schließen lassen. Normalerweise erhalten Hunde genügend Zusatzstoffe mit ihrem normalen Futter, um Serotonin zu bilden. Jeder gute Trainer wird dir bestätigen, dass aggressives Verhalten und andere schlechte Angewohnheiten nur mit viel Fleiß, Geduld und den richtigen Trainingsmethoden abgestellt werden kann.