Beim Menschen gilt die sogenannte Zuckerkrankheit als eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen, die unter anderem auf unsere modernen (und nicht immer gesunden) Lebensumstände zurückgeführt werden kann. Aber auch unsere Haushunde sind mehr und mehr davon betroffen – etwa einer von hundert Hunden leidet Schätzungen zufolge bereits unter der Krankheit, die medizinisch „Caniner Diabetes mellitus“ heißt.
Diabetes beim Hund – Was ist das?
Der Organismus eines jeden Lebewesens ist ein komplexes System aus zahlreichen unterschiedlichen Stoffwechselvorgängen, welche sich gegenseitig beeinflussen und kontrollieren. Kommt es an einer Stelle dieses Systems zu Abweichungen oder Störungen, wirken sich diese auf viele unterschiedliche andere Vorgänge und Abläufe aus.
Normalerweise werden die mit dem Futter aufgenommenen Nährstoffe bei der Verdauung in kleinere Bestandteile zerlegt, die vom Körper unter anderem für den Zellaufbau und zur Energiegewinnung benötigt werden. Kohlenhydrate werden zu Glukose (= Zucker) umgewandelt und über das Blut zu den Körperzellen transportiert, wo sie durch die Zellwand ins Zellinnere gelangen und dort als Energie verbraucht werden. Als Botenstoff für die Zellwandpassage fungiert das Hormon Insulin, welches in der Bauchspeicheldrüse produziert wird.
Leidet der Hund unter Diabetes mellitus, so kann der Blutzucker nicht mehr in ausreichender Form in das Zellinnere gelangen und verbleibt stattdessen im Blut. Daraus resultiert dann ein krankhaft erhöhter Blutzuckerspiegel, während gleichzeitig in den Zellen ein Energiemangel herrscht.
Diabetes beim Hund – Was sind die Ursachen?
Medizinisch unterscheidet man bei der Zuckerkrankheit zwei Formen, nämlich den Typ-1-Diabetes, bei dem in der Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin produziert wird, und den Typ-2-Diabetes, bei dem die Zellen nicht in der Lage sind, das vorhandene Insulin zu erkennen und so nicht genügend Zucker als Energie zugeführt bekommen. Während letzterer bei Menschen und auch Katzen die häufigste Form ist, kommt beim Hund hauptsächlich der Typ-1-Diabetes vor.
Die möglichen Gründe für den Insulinmangel sind vielfältig. Neben Umweltfaktoren und erblicher Disposition scheinen auch hormonelle Schwankungen, bestimmte Medikamente oder andere Grunderkrankungen die Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse zu begünstigen. Beispielsweise kommt es bei Hunden mit dem sogenannten Cushing-Syndrom, bei dem der Körper übermäßige Mengen Kortison produziert, oft als Begleiterscheinung auch zu einem Diabetes.
Aber auch direkte Veränderungen der Bauchspeicheldrüse, etwa durch Tumoren oder Entzündungen, wirken sich ungünstig auf die Insulinproduktion aus. Nicht zuletzt gelten auch Autoimmunreaktionen, bei denen das Immunsystem körpereigene Zellen angreift, als mögliche Auslöser für eine Diabetes-Erkrankung bei Hunden.
Diabetes beim Hund – Welche Symptome treten auf?
Diabetes mellitus tritt vor allem bei älteren Hunden etwa ab der zweiten Lebenshälfte auf, nur vereinzelt sind auch jüngere Vierbeiner betroffen. Hündinnen erkranken deutlich häufiger als Rüden, und auch Größe und Gewicht scheinen eine Rolle zu spielen – Hunde unter 22 Kilogramm werden eher zuckerkrank als größere, schwerere Tiere. Zudem sind bestimmte Rassen öfter betroffen, etwa Cairn Terrier, Pudel oder Dackel.
Aufgrund des erhöhten Blutzuckerspiegels versucht der Körper, durch eine vermehrte Glukose-Ausscheidung über den Harn gegenzusteuern. Hunde mit Diabetes mellitus setzen daher deutlich häufiger Harn ab, was wiederum zu einer stark gesteigerten Wasseraufnahme führt. Während der Energiemangel im Gehirn das Hungergefühl verstärkt und den Hund zum dauernden Fressen animiert, wird gleichzeitig zur Energiegewinnung vom Körper Eiweißmasse aus den Muskeln abgebaut, weshalb der Hund trotzdem abmagert.
Im weiteren Krankheitsverlauf kann es schließlich zu einer Linsentrübung kommen, wodurch die Sehkraft des Hundes spürbar nachlässt. Wird die Erkrankung nicht behandelt, gerät der Stoffwechsel immer mehr durcheinander, was zu einer lebensbedrohlichen Ketoazidose mit Apathie, Erbrechen bis hin zum Koma und Tod führen kann.
Diabetes beim Hund – Wie wird er diagnostiziert?
Treten Symptome bei einem Hund auf, die auf das Vorliegen eines Diabetes mellitus hindeuten, wird der Tierarzt mehrere diagnostische Untersuchungen durchführen. Der Nachweis eines erhöhten Glukosespiegels im Urin ist relativ einfach und schnell zu führen, ist aber alleine noch nicht aussagekräftig genug, da auch andere Erkrankungen dazu führen können.
Ein eindeutiger Beweis für das Vorliegen eines Diabetes ist dagegen ein anhaltend erhöhter Blutzuckerwert. Dazu wird dem Hund im nüchternen Zustand über mehrere Tage mehrmals eine Blutprobe entnommen, und wenn der Wert jedesmal erhöht ist (etwa 150 mg/dl oder gar höher), gilt die Diagnose als gesichert.
Diabetes beim Hund – Möglichkeiten der Behandlung
Zur Behandlung eines Diabetes mellitus und zur Senkung des erhöhten Blutzuckerspiegels muss der betroffene Hund für den Rest seines Lebens Insulin zugeführt bekommen. Die Gabe des Medikamentes erfolgt entweder mittels spezieller Spritzen oder über einen sogenannten Insulin-Pen, der immer eine definierte Menge des Wirkstoffes abgibt. Der behandelnde Tierarzt wird dem Hundebesitzer die richtige Applikation des Insulins sorgfältig erklären und zeigen.
Zunächst muss die für den einzelnen Hund richtige Insulindosis ermittelt werden. Während dieser Einstellungsphase ist es daher notwendig, täglich mehrmals den Blutzuckerwert zu messen, um eine Überversorgung mit Insulin zu verhindern. Über mehrere Tage wird dann langsam die Insulinmenge gesteigert, bis der passende Wert erreicht ist und sich die Symptome der Erkrankung nach und nach zurückbilden.
Bei einem gut eingestellten Patienten wird schließlich in regelmäßigen Abständen der Zuckerwert im Blut oder im Urin gemessen, um mögliche Veränderungen zeitnah zu bemerken und entsprechend gegenzusteuern. Da sich bei Hündinnen das Hormon Progesteron auch auf den Blutzuckerspiegel auswirkt, sollte eine Kastration durchgeführt werden, um hormonelle Schwankungen während und nach der Läufigkeit zu vermeiden.
Diabetes beim Hund – Heilungsverlauf
Die Krankheit selbst ist nicht heilbar, daher ist die lebenslange Medikation für einen Diabetiker-Hund unbedingt notwendig. Ist der Vierbeiner aber gut eingestellt und die Symptome gehen zurück, so ist die Lebensqualität und auch die Lebenserwartung für den Hund etwa genau so hoch wie bei einem gesunden Tier.
Ist es bereits zu Schäden am Auge durch eine Linsentrübung (Grauer Star) gekommen, so sind diese auch durch die Insulingabe nicht zu revidieren. Hier wird je nach Schweregrad die Linse operativ entfernt.
Diabetes beim Hund – Was sollte man zusätzlich beachten?
Es empfiehlt sich, einen zuckerkranken Hund mit speziellem Futter zu ernähren, in dem komplexe Kohlenhydrate enthalten sind, welche die Glukosekonzentration im Blut langsam und gleichmäßig ansteigen lassen. Das Futter sollte immer zur gleichen Zeit und im gleichen Abstand zur Insulingabe angeboten werden.
Regelmäßige Bewegung, Vermeidung von Stress und ein optimales Gewichtsmanagement sind bei einem Diabetiker-Hund besonders wichtig, um die Krankheit bestmöglich unter Kontrolle zu halten.