Traumhafte Strände, bezaubernde Landschaften, alte Kulturen – wer als Urlauber die Länder im Süden und Osten Europas bereist, hofft auf Erholung, Sonne und schöne Erinnerungen. Oft werden diese positiven Eindrücke aber getrübt, denn dem sensiblen Beobachter können die unzähligen verwahrlosten Straßenhunde nicht entgehen, die abgemagert, krank und verstoßen auf Futter oder ein wenig Zuwendung hoffen.
Das Elend der Straßenhunde
Während hierzulande unsere Haushunde meist eng in den Familienalltag ihrer Zweibeiner eingebunden sind, die für ihr Wohlergehen sorgen, sie füttern und sich um sie kümmern, sieht das in anderen Kulturen und Ländern leider oft völlig anders aus. Hunde werden dort eher als Nutztiere angesehen, sollen Haus und Hof bewachen, das Vieh hüten oder bei der Jagd helfen, bleiben ansonsten aber sich selbst überlassen.
Eine Kontrolle der Hunde zur Verhinderung ungewollter Fortpflanzung findet in der Regel nicht statt, und der dadurch entstehende unerwünschte Hunde-Nachwuchs landet entweder vorsätzlich oder durch Nichtbeachtung seitens der Besitzer auf der Straße. Und auch ältere Hunde, die ihren ursprünglichen Zweck nicht mehr erfüllen, werden oft davongejagt und einfach sich selbst überlassen.
Probleme durch Streunerhunde
Der Anteil der Hunde, die uneingeschränkt frei herumlaufen und sich eben auch völlig unkontrolliert vermehren können, wird weltweit auf etwa 75% der gesamten Hundepopulation geschätzt, und das entspricht immerhin gut 500 Millionen Straßenhunden.
Oft versuchen die Behörden in den betroffenen Gebieten, der Lage Herr zu werden, indem mit roher Gewalt gegen diese Hunde vorgegangen wird. Hunde werden erschlagen, vergiftet, ertränkt oder in Tötungsstationen massenweise umgebracht.
Sinnvolle Populationskontrolle
Mittlerweile haben sich zahlreiche private und gemeinnützige Initiativen, Vereine und Organisationen dieser Problematik angenommen und versuchen, durch gezielte Kampagnen, Aufklärungsarbeit und unter Einbeziehung der örtlichen Behörden und Bevölkerung ein Umdenken zu erreichen. Denn es gilt als erwiesen, dass die Anzahl der Straßenhunde in einem bestimmten Gebiet immer auf einem nahezu gleichen Niveau bleibt, egal wie viele Tiere aus der Population entnommen werden, sei es durch Tötung, Unterbringung in Auffangstationen oder Vermittlung an Tierfreunde in anderen Ländern wie etwa Deutschland.
Wird die Population kleiner, steigen augenblicklich die Geburtenrate und die Überlebenschancen der Welpen, es ziehen Tiere aus den Randbereichen nach, und innerhalb kürzester Zeit ist der gewonnene Platz wieder aufgefüllt. Die einzig sinnvolle Vorgehensweise ist daher ein Populationsmanagement durch Kontrolle der Fortpflanzung, Gesundheitsmaßnahmen und die Verhinderung weiteren Zustroms.
Die Arbeit der Tierschützer
Vor allem in vielen touristisch interessanten Gebieten des Mittelmeerraumes und Osteuropas haben Tierschutzorganisationen Projekte ins Leben gerufen, die verschiedene wichtige Komponenten zur Populationskontrolle kombinieren. Zum einen führen Tierärzteteams gezielte Kastrations- und Impfkampagnen durch, bei denen sowohl herrenlose Tiere als auch Hunde, die einen Besitzer haben, möglichst flächendeckend unfruchtbar gemacht und gegen Zoonosen immunisiert werden. Dazu ist eine umfassende Information der Bevölkerung sehr wichtig, damit diese zum einen ihre eigenen Hunde tatsächlich behandeln lässt und zum anderen die herrenlosen, aber nun unfruchtbaren Straßenhunde zumindest duldet, besser sogar hilft, diese zu versorgen.
Des weiteren wird eine so entstandene, stabile Hundepopulation durch ein möglichst enges Monitoring überwacht und gezielt betreut, um eine ausreichende Nahrungsgrundlage zu schaffen und so die Verluste unter den Nutztieren zu minimieren. Langfristige Studien zeigen enorme Erfolge solcher Maßnahmen vor allem in räumlich begrenzten Gebieten wie etwa auf Inseln. Zusätzlich wird durch die kontrollierte und möglichst auf Einzelfälle beschränkte Entnahme und Vermittlung von Hunden an liebevolle Besitzer eine Entlastung der örtlichen Auffangstationen und Tierasyle erreicht.
Was kannst Du als Urlauber tun?
Wirst Du in Deinem Urlaub mit der Problematik der Straßenhunde konfrontiert, weckt das in Dir sicher das Bedürfnis, diesen armen Tieren zu helfen. Zum Teil streunern die Hunde sogar durch die Hotelanlagen, da sie aus Erfahrung gelernt haben, dass sie dort Futter und nicht selten auch Zuwendung durch die Touristen finden. Es ist absolut nachvollziehbar, dass unser Verständnis von Tierschutz und Verantwortung gegenüber einem Mitgeschöpf uns dazu treibt, einem kranken, leidenden oder einsamen Hund zu helfen.
Du solltest allerdings bedenken, dass Du durch die tägliche Fütterung eines oder mehrerer Hunde vor Deinem Hotelzimmer oder an einem anderen Ort nur eine vorübergehende Hilfe leistest, denn nach Deiner Abreise sind die Tiere wieder auf sich allein gestellt. Viel nachhaltiger und besser kannst Du die Hunde unterstützen, indem Du Dich erkundigst, ob es vor Ort oder in der Gegend eine Organisation gibt, die sich langfristig des Problems angenommen hat und sich um die Hunde kümmert. Dort erfährst Du auch, ob bereits Kastrationsprogramme durchgeführt werden und wie die Population betreut wird.
Häufig unterhalten solche Tierschutz-Initiativen auch Tierheime vor Ort, wo solchen Tieren geholfen wird, die trotz Kastration und Gesundheitsprophylaxe nicht in der Gruppe der Straßenhunde verbleiben können. In diesen Asylen, die ganz oft ausschließlich durch Spenden finanziert werden, gibt es immer etwas zu tun, sei es durch Hilfe bei der Betreuung der Tiere oder bei Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten an den Gehegen und Gebäuden. Freiwillige Helfer, die einen Teil ihres Urlaubes verwenden möchten, um diese Arbeit zu unterstützen, sind dort immer willkommen.
Einen Straßenhund adoptieren – geht das?
Du hast Dich ganz intensiv um einen bestimmten Hund gekümmert, der nun Dein Herz im Sturm erobert hat, und möchtest ihn mit nach Hause nehmen? Das ist zwar grundsätzlich möglich, allerdings solltest Du zunächst klären, ob dieser Hund nicht bereits in einem Kastrationsprogramm aufgenommen ist – würde der Hund nun der Population entnommen, wird schnell ein anderer, noch nicht kastrierter Hund seinen Platz einnehmen. Außerdem gelten für die Verbringung von Hunden nach Deutschland gesetzliche Regelungen, die eingehalten werden müssen, ansonsten wird der Hund bereits am Flughafen beschlagnahmt.
Wende Dich auf jeden Fall an eine Tierschutzorganisation vor Ort, die Dich bei Deinem Vorhaben unterstützen kann. Dort sollte der Hund auch die nötigen Impfungen erhalten und so lange in Quarantäne verbleiben, bis ein Transport möglich ist und Du Deinen Vierbeiner zuhause in Empfang nehmen kannst.