Hündinnen haben während der Trächtigkeit einen anderen Nährstoffbedarf. Durch die veränderte Futterzusammenstellung bereitet sich der Organismus auf seine Versorgungsaufgabe vor. Bleibt die Anpassung der Futtermittel aus, können schwere Krankheitsbilder und Missbildungen entstehen.
Die Fütterung vor Trächtigkeitsbeginn
Wenn du die Trächtigkeit deiner Hündin schon seit Längerem planst, hast du genug Zeit, die Fütterung rechtzeitig umzustellen.
In diesen Fällen bereitest du die Hündin durch eine vorzeitige Futterumstellung auf die Trächtigkeit vor:
- Mangelversorgung/Untergewicht: Wenn die Hündin nicht bedarfsgerecht gefüttert worden ist, kann sie sich nicht erfolgreich reproduzieren. Der Wurf bringt nur wenige und zum Teil untergewichtige Welpen hervor. Außerdem kann es zu einer verringerten Laktationsleistung (sogenannter Milchmangel) kommen.
- Überversorgung/Übergewicht: Bei übergewichtigen Hunden besteht das Problem, dass sie nicht regelmäßig ovulieren (Zeitpunkt des Eisprungs). Wegen der schlechten Planbarkeit kann es beim Deckakt vermehrt zu Misserfolgen kommen.
Die Fütterung in Trächtigkeitswoche eins bis vier
Erst mit Einnistung der Embryonen (etwa in der vierten Trächtigkeitswoche) werden die Nachkommen durch die Mutter mit Nährstoffen versorgt. Für einen Zeitraum von vier Wochen kann die Hündin die ihr bekannten Futtermittel deshalb weiter konsumieren, sofern die Fütterung den Bedürfnissen der Hündin bereits entspricht.
Hinweis: Zögere die Futterumstellung noch ein paar Tage hinaus, falls die Hündin auf die Einnistungsphase mit Erbrechen und Appetitlosigkeit reagiert.
Die Fütterung ab Trächtigkeitswoche fünf
Während der Trächtigkeit ist die richtige Ernährung für Mutter und Nachkommen essenziell. Die Nährstoffzusammensetzung legt den Zuchterfolg schon vorgeburtlich fest, weshalb die bedarfsgerechte Ernährung spätestens ab der fünften Trächtigkeitswoche eingeleitet werden muss.
Wähle die Nahrung anhand folgender Kriterien aus:
- Kohlenhydrate: Die Entwicklung der Föten schreitet in der zweiten Trächtigkeitshälfte rasant voran. Das Wachstum der Welpen verursacht bei der Mutter einen erhöhten Energiebedarf. Werte das Futter zu diesem Zweck mit Kohlenhydraten auf (füttere ab der zweiten Trächtigkeitshälfte rund 20 % Kohlenhydrate mehr). Die Welpen gewinnen dadurch Energie, die sie über den Blut-/Milchzucker beziehen. Achte darauf, dass die Kohlenhydrate aufgeschlossen, also gut verdaulich, sind. Als mögliche Lieferanten kommen Kartoffeln, Hirse und Haferflocken in Betracht. Die Futtermenge steigt nun auf das 1,3/1,5-fache an (in Abhängigkeit zur Wurfgröße und Körperkonstitution). Achte auch auf die Angaben in Kalorien (mindestens 400 kcal je Kilogramm).
- Fett: Über den Trächtigkeitsverlauf nimmt die Hündin bis zu 25 % ihrer ursprünglichen Körpermasse zu. Ein Großteil davon machen die Föten und das Fruchtwasser aus, etwa fünf Prozent sind reines Fett. Damit sich die Hündin eine Fettschicht anfuttern kann, braucht sie eine Nahrungsquelle mit einem Fettgehalt von mindestens 10 %.
- Protein: Damit sich die Nachkommen gesund entwickeln, das Gesäuge wachsen und die Mutter ein Nährstoffdepot bilden kann, braucht sie eine Zusatzversorgung mit Protein (ideal ist ein Eiweißanteil in der trockenen Nahrungssubstanz von über 25 %). Je nach Anzahl der Welpen und im Verhältnis zum Körpergewicht fällt die prozentuale Zusatzration unterschiedlich aus (zwischen 40 und 70 %). Das Rohprotein sollte mindestens zur Hälfte tierischer Herkunft sein.
Aber Achtung: Behalte die Gewichtszunahme deiner Hündin gut im Blick. Es soll kein Übergewicht, sondern nur eine dünne Fettschicht über den Rippen entstehen. Anderenfalls drohen Mängel in der körperlichen Leistungsfähigkeit oder die verminderte Milchproduktion.
Tipp: Verzichte während der Hochträchtigkeit auf Knochenfütterung, um keine Verstopfung zu provozieren. Mische ballaststoffreiche Nahrungsmittel bei, falls es trotzdem zur Verstopfung kommt.
Überblick zentraler Nährstofffunktionen
Folgende Nährstoffe tragen wesentlich zur intakten Entwicklung der Welpen bei:
- Jod: Die austarierte Jodversorgung beugt unter anderem Schilddrüsenerkrankungen vor. Außerdem kann es die Färbung von Haut und Fell intensivieren.
- Eisen: Die Mutter braucht Eisen zur Bildung der roten Blutkörperchen und die Welpen zur Minderung der Infektionsgefahr.
- Vitamin A: Vitamin A erhöht die Fruchtbarkeit.
- Omega-3-Fettsäuren: Die Welpen brauchen Tierische Omega-3-Fettsäuren zur Entwicklung von Nerven und Gehirn.
- Kalzium und Vitamin D: Beide Nährstoffe arbeiten teilweise eng zusammen. Die bedarfsgerechte Fütterung vermeidet die Wahrscheinlichkeit von Milchfieber und einer problematischen Geburt.
Fütterungsoptionen
Während Trockenfutter bereits mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert ist, besteht bei der Nassfütterung und beim Barfen die Schwierigkeit der exakten Nährstoffkalkulation. Beim Supplementieren können Fehler passieren, weshalb sich die Trockenfütterung als sichere Variante empfiehlt.
Ein weiterer Vorteil der Trockennahrung findet sich in der Nährstoffkonzentration. Weil diese bei Trockensubstanzen dichter ist, kannst du die vollständige Nährstoffversorgung deiner Hündin schon mit kleinen Futtermengen sicherstellen.
Teile die tägliche Futterration im Lauf der Trächtigkeit auf kleine Einzelmengen auf. Je größer der Bauch, desto weniger kann die Hündin pro Mahlzeit konsumieren.
Fütterungsempfehlung und Mahlzeitenplan
- Trächtigkeitswoche eins bis drei: Die Fütterung erfolgt in Menge und Zusammensetzung regulär. Ausnahme: Passe die Futterzusammenstellung gemäß der nachfolgenden Auflistung schon in der dritten Trächtigkeitswoche an, wenn deine Hündin zu überdurchschnittlich großen Würfen tendiert.
- Trächtigkeitswoche vier und fünf: Fülle das Adult Hundefutter hälftig mit Welpenfutter auf (Verhältnis 50:50). Bezogen auf die Gesamtfuttermenge gibst du nun ¼ mehr. Die Fütterung erfolgt täglich in mindestens zwei Futterrationen.
- Trächtigkeitswoche sechs und sieben: Setze den Welpenfutteranteil ein Stück herauf (Verhältnis 66:33). Füttere in Woche sieben wieder rund ¼ mehr. Die Fütterung erfolgt täglich in mindestens drei Futterrationen. Biete deiner Hündin ab Woche sieben und für die restliche Trächtigkeitszeit täglich eine kleine Mahlzeit mit Ziegen- oder Welpenmilch an. Das deckt den erhöhten Kalziumbedarf.
- Trächtigkeitswoche acht und neun: Die Futtermenge (mittlerweile liegt sie beim Maximalwert von 150 %) bleibt unter dem neuen Mischverhältnis von 75:25 gleich. Die Fütterung erfolgt täglich in mindestens vier Futterrationen.
Hinweis: Wähle das Welpenfutter entsprechend der Hundegröße aus. Das passt sich am besten an die Bedürfnisse der jeweiligen Hunderasse an.
Tipp: Kurz vor der Geburt stellt die Hündin die erhöhte Futteraufnahme ein. Aufgrund von hormonellen Veränderungen und dem prall gefüllten Bauch, konsumiert sie nur noch den Erhaltungsbedarf. Falls die Hündin gegen Ende der Geburt nicht mehr fressen will, kannst du ihr das Futter unter Beigabe von Rinder-/Hühnerbrühe, Hüttenkäse oder Quark zu einem feinen Brei pürieren. Der Apptetitverlust kann bis zum zweiten Tag nach der Geburt fortbestehen und baut sich dann allmählich wieder ab.