Unter Hundehaltern hat sich die BARF-Ernährung längst etabliert. Doch auch bei Katzenhaltern wird die Rohfleischfütterung immer beliebter. Wir zeigen Dir die Vor- und Nachteile auf und sagen Dir, was Du einer BARF-Katze alles füttern kannst.
Was ist eigentlich artgerechtes Katzenfutter?
Es ist noch gar nicht so lange her, da haben sich Katzen fast ausschließlich von Mäusen, Ratten und Vögeln ernährt. Wahrscheinlich gaben die Menschen längst vergangener Zeiten ihren Katzen auch ab und zu etwas Essensreste oder Abfälle von Rohfleisch.
Während erste Hundefuttermittel um 1850 entstanden, etablierte sich Trocken- und Nassfutter für Katzen erst nach dem Zweiten Weltkrieg.
Vorher waren die Katzen bei der Eigenversorgung also überwiegend auf die Jagd angewiesen. Schließlich wurden Katzen auch fast ausschließlich zu dem Zweck gehalten, Haus und Hof von Mäusen und Ratten freizuhalten.
Dass Stubentiger Gesellschafts- und reine Wohnungstiere sind, ist eine Erscheinung der Neuzeit.
Als artgerecht oder natürlich müsste man also bis heute Futter bezeichnen, dass alle Nährstoffe und Fressaspekte von kleinen Beutetieren liefert.
Die Problematik mit modernem Katzenfutter
Sicher ist Katzenfutter aus der Dose und der Tüte nicht durchweg schlecht. Im Gegenteil, so wie sich unsere Ernährung entwickelt und verändert, hat sich eben auch die Ernährung der Katze angepasst.
Enthält ein Katzenfutter viel hochwertiges Protein aus Frischfleisch und hat die Katze durch Trockenfutter einen Kauanreiz sollte sie gut auf Maus und Co. verzichten können.
Doch leider ist die Lage am Katzenfuttermarkt nicht ganz so einfach. Beim konventionell hergestellten Massen-Katzenfutter gibt es schon lange eine Tendenz, Zusatzstoffe und viel zu viel Getreide in Packungen zu mogeln, auf denen vorne ein sattes Hühnchen oder ein leckerer Lachs zu sehen ist.
Schaut man sich die Packung genau an, sieht man Dinge wie:
• Getreide steht an erster Stelle der Zutatenliste.
• Von einem nicht näher deklarierten Fleischanteil sind 6 % Huhn und das Futter heißt offiziell „Hühnchen“.
• Zucker, Karamell
• Lockstoffe (Aromen).
Seit einigen Jahren zeigt sich ein weiteres massives Problem in der Katzenfütterung:
• Die Übermineralisierung von Futtermitteln.
Die Folgen der unpassenden Ernährung
Katzen leiden zunehmend unter „Wohlstandskrankheiten“ wie wir Menschen auch. Bei den Samtpfoten nehmen Leiden wie Diabetes, Nierenprobleme, Zahnstein, Harngrieß (Struvit) sowie Fettleibigkeit und Allergien zu.
Experten für Tierfutter und Tierernährung machen dafür die heimlich immer minderwertiger werdenden Futtermittel verantwortlich.
Was ist an der BARF-Ernährung für Katzen besser?
Entwickelt wurde das „Barfen“ von einer Kanadierin namens Debbie Tripp. Die passionierte Hundehalterin hatte schon in den 1980er Jahren massive Gesundheitsprobleme unter ihren Tieren, ausgelöst durch minderwertige Futtermittel.
Sie besann sich auf die Ernährung der wilden Vorfahren der Hunde zurück und fütterte „roh“. Dadurch veränderte sich der Gesundheitszustand der Hunde dermaßen zum Besten, dass Debbie Tripp sagte, sie seien „wie neu geboren“.
Auf Englisch bedeutet „BARF“ ausgeschrieben „born again raw feeders“. Zu Deutsch also „wiedergeborene Rohfütterer“. Im deutschsprachigen Raum sagt man meistens „biologisch artgerechtes rohes Futter“.
Barfer sind davon überzeugt, dass der Stoffwechsel und die Verdauung einer Katze bis heute auf die Verwertung von Roh-Nahrung ausgelegt ist.
Das Prinzip des Barfens ist ganz einfach: Deine Katze bekommt Rohfleisch und etwas Getreide und Gemüse. Die prozentualen Anteile sollten dem eines „echten“ Beutetieres möglichst nahekommen.
Ein Mäuschen liefert der Katze Frischfleisch mit Blut, Innereien, den Mageninhalt, Knochen sowie Haut und Fell.
Die BARF-Portion für die Katze berechnen
Wenn Du Dich für die BARF-Ernährung interessierst, musst Du zunächst den Bedarf Deiner Katze ermitteln.
Das gelingt mit dieser Formel, die Du je nach Größe Deine Stubentigers anpassen musst.
BARF-Portion für eine vier Kilogramm schwere Katze:
• 4 Portionen mit 25 bis 30 g Fleisch
• 100 bis 120 g Fleisch täglich
• plus Supplement-Ballaststoffmischung.
Viel einfacher ist die Rohfleischfütterung aber, wenn Du einen BARF-Kalkulator im Internet oder eine BARF-App nutzt.
Verlasse Dich aber nicht voll auf den Kalkulator. Beobachte das Gewicht Deiner Katze und passe gegebenenfalls an. Je nach Rasse und Aktivität schwanken die Portionen.
Eine BARF-Portion für Katzen besteht aus:
• Rohfleisch
• Innereien (sehr nährstoffreich!)
• Gemüse-Getreidemischung
• ggf. eine Nährstoffergänzung.
Willst Du ernsthaft Barfen bekommt Deine Katze sonst nichts mehr. Keine Leckerli, keine Katzenmilch und auch keine anderen Leckereien. Hast Du eine Freigängerkatze kannst Du aber nie ganz ausschließen, dass sie woanders etwas „nascht“.
Wie wird die Katze auf BARF umgestellt?
Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, wie Deine Katze auf die BARF-Ernährung reagiert:
• Sie liebt es.
• Sie verweigert es völlig.
• Sie gewöhnt sich langsam dran.
Du weißt als KatzenhalterIn sicher, wie stur Samtpfoten sein können, wenn es ums Essen geht.
Hast Du eine mäkelige Fellnase, musst Du mitunter zäh und ausdauernd sein und Deinem Tierchen auch mal beim Hungern zusehen bevor BARF akzeptiert wird.
Andere Katzen gewöhnen sich recht schnell daran und finden Rohfleisch super. Grundsätzlich gewöhnen sich die Tiere, die draußen sind und vielleicht ab und zu mal ein Mäuschen verspeisen, schneller an die Rohfleischfütterung als Wohnungskatzen.
Vor allem, wenn Deine Katze schon an Zivilisationskrankheiten leidet, lohnt sich das Durchhalten.
Die Vor- und Nachteile der BARF-Ernährung für Katzen
Im Optimalfall bietet Dir die BARF-Fütterung diese Vorteile:
• Artgerechte Ernährung, fast wie in der Natur.
• Rohfleisch versorgt die Katze mit natürlichen Mineralien und Vitaminen.
• Die Fressdauer wird verlängert und die Katze muss mehr Kauen.
• Das Fell wird schöner.
• Verdauungsprobleme und „Zivilisationskrankheiten“ können verschwinden.
• Die Katze ist wieder mehr „Katze“ (psychisches Wohlbefinden).
Nachteile der BARF-Fütterung für Katzen:
• Barfen ist mitunter sehr teuer und aufwändig.
• Rohes Fleisch von Schlachttieren ist auch nicht „natürlich“ (Antibiotika, verfettet, niedriger Mineraliengehalt, Blut fehlt, Huhn und Rind statt Maus und Ratte).
• Manche Katzen wollen das Rohfleisch einfach nicht.
• Die gesundheitsfördernden Effekte können nicht garantiert werden.
• Der Stress kann größer sein, als der Nutzen.
BARF-Fütterung für Katzen – das Fazit
Barfen kann gut sein, muss es aber nicht.
Wenn Du eine Katze hast, die unter Unverträglichkeiten oder Zivilisationskrankheiten leidet, solltest Du es ausprobieren.
Wenn Du vom Beutetierprinzip absolut überzeugt bist, empfehlen wir Dir ebenfalls, das Barfen für Katzen einfach zu versuchen.
Ansonsten können auch herkömmliche Futtermittel mit einem sehr hohen Fleischanteil und hochwertigen Zutaten eine Alternative zum Barfen sein.