Die Schilddrüse produziert wichtige Hormone, die im Stoffwechsel des Hundes an unterschiedlichen Stellen wirken. Vor allem mittelalte und alte Hunde leiden nicht selten an einer Unterfunktion dieses Organs, und sowohl die Ursachen als auch die daraus resultierenden Symptome können sehr unterschiedlich sein.
Was ist das überhaupt?
Am Hals des Hundes liegt ein kleines Organ, die Schilddrüse, die mit ihren beiden Lappen die Luftröhre umschließt. Normalerweise werden in dieser Drüse ausreichende Mengen der lebenswichtigen Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) sowie Kalzitonin hergestellt. Während die jodhaltigen Stoffe T4 und T3 vor allem im gesamten Zellstoffwechsel wichtige Funktionen übernehmen, regelt Kalzitonin den Kalziumhaushalt im Körper.
Über die Hirnanhangdrüse (= Hypothalamus) wird die Produktion und Ausschüttung dieser Hormone gesteuert. Durch die Ausschüttung eigener Regulativhormone (TSH) wird die Blutkonzentration der Schilddrüsenhormone auf einem konstanten Level gehalten, damit sie immer in ausreichender Menge für den Körper zur Verfügung stehen.
Liegt aber eine Funktionsstörung der Schilddrüse vor, kommt es zu Hormonschwankungen und schließlich zu einem Mangel der Schilddrüsenhormone im Blut. Dies wiederum kann unterschiedliche und zunächst sehr unspezifische Krankheitssymptome hervorrufen. Vor allem Hunde im mittleren Alter entwickeln nicht selten eine solche Schilddrüsenunterfunktion oder auch Hypothyreose, die dann mit Medikamenten lebenslang behandelt werden muss.
Was sind die Ursachen?
Die Schilddrüsenunterfunktion tritt gehäuft bei Hunden mittelgroßer bis großer Rassen im Alter zwischen fünf und acht Jahren auf. Eine gewisse Disposition für die Erkbrankung scheint es bei den Rassen Bobtail, Golden Retriever, Irish Setter, Deutsche Dogge, Dobermann und Riesenschnauzer zu geben.
Eine Fehlfunktion der Schilddrüse kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. So führt vor allem bei älteren Vierbeinern ein langsamer Abbau des Drüsengewebes zu einer Verkleinerung des Organs, wodurch dann weniger Hormone produziert werden können. Warum dies passiert, ist bislang medizinisch noch nicht geklärt, daher bezeichnet man diese Form der Hypothyreose auch als „Idiopathische Atrophie“.
Aber auch entzündliche Vorgänge können Schilddrüsengewebe zerstören. Dann spricht man von einer „Lymphozytären Thyreoiditis“, die sich ebenfalls durch einen Hormonmangel bemerkbar macht. Auch Krankheiten der Hirnanhangdrüse, etwa Tumoren, beeinflussen die Funktion der Schilddrüse und die Regulation der Hormonproduktion.
Da der Körper für die Bildung von T3 und T4 unbedingt Jod benötigt, gibt es auch ernährungsbedingte Hormonschwankungen, wenn über die Nahrung nicht genügend Jod zugeführt wird. Eine Sonderform der Hypothyreose tritt bei Welpen auf, die unter einem angeborenen Gen-Defekt leiden. Diese sterben entweder bereits vor der Geburt oder bleiben in ihrer Entwicklung deutlich hinter den Geschwistern zurück und kümmern bei äußerst geringen Überlebens-Chancen.
Welche Symptome treten auf?
Bis die Folgen eines Mangels an Schilddrüsenhormonen sichtbar werden, vergehen oft Monate bis Jahre. Das liegt an dem schleichenden Verlauf der Erkrankung. Und selbst dann ist es oft schwierig, die sehr vielfältigen und oft unspezifischen Symptome richtig zu erkennen und zu deuten.
Dem Hundehalter fallen meist Fellveränderungen wie Schuppenbildung, trockenes und stumpfes Haar und vermehrter Haarausfall, oft beidseitig symmetrisch auf. Die Hunde leiden häufig unter Entzündungen der Haut und vor allem auch der Ohren. Sie ändern ihr Verhalten, wirken müde und geschwächt, manche reizbar und launisch, während durch den erheblich gesteigerten Appetit das Körpergewicht deutlich zunimmt.
Hündinnen zeigen oftmals sehr starke Unregelmäßigkeiten im Zyklus, werden nur noch selten oder gar nicht mehr läufig. Im weiteren Verlauf der Erkrankung bilden sich Ödeme (Wasseransammlungen) im Gewebe vor allem am Kopf rund um die Augen, wodurch die betroffenen Hunde einen scheinbar traurigen Gesichtsausdruck bekommen. Herz-Kreislauf-Probleme, Schwankungen im Wärmehaushalt, neurologische Ausfälle wie Lähmungen oder auch Veränderungen der Blutwerte können weitere mögliche Anzeichen einer Hypothyreose sein.
Wie wird sie diagnostiziert?
Besteht der Verdacht auf das Vorliegen einer Hypothyreose, so wird der Tierarzt in mehreren Untersuchungsschritten vorgehen. Die äußerlich sichtbaren Veränderungen am Hund lassen sich durch eine klinische Allgemeinuntersuchung meist leicht feststellen. Der Hundebesitzer wird über seine eigenen Beobachtungen der Verhaltensänderungen seines Vierbeiners berichten.
Ganz wichtig für die weitere Beurteilung der Krankheitssymptome ist eine Laboruntersuchung des Blutes. Hierbei werden unter anderem der Cholesteringehalt, der Triglyceridgehalt, die Werte von T4 und TSH bestimmt und nach Hinweisen für eine Blutarmut (Anämie) gesucht. Auch die Untersuchung des Organs selbst mittels Ultraschall kann Aufschluss über Gewebeveränderungen geben.
Möglichkeiten der Behandlung
Zur Behandlung einer eindeutig festgestellten Schilddrüsenunterfunktion bekommt der Hund lebenslang Tabletten mit dem Wirkstoff L-Thyroxin verschrieben. Dieser entspricht dem körpereigenen Hormon T4 und suggeriert dem Organismus, dass die Schilddrüse wieder ausreichend Hormone produziert. Dadurch wird die physiologische Konzentration im Blut wieder hergestellt und die Stoffwechselvorgänge normalisieren sich.
Der Tierarzt wird zu Beginn der Behandlung in kurzen Abständen, später dann regelmäßig die Blutwerte des Hundes überprüfen, um eine genaue Einstellung der Medikamente sicherzustellen und eine mögliche Überversorgung zu vermeiden, denn auch diese wäre schädlich für den Vierbeiner.
Der Heilungsverlauf
Ist der Hund in der Wirkstoffdosis gut eingestellt, bilden sich die Krankheitssymptome der Hypothyreose nach und nach zurück. Vor allem das Allgemeinbefinden bessert sich normalerweise bereits innerhalb kurzer Zeit, der Hund wird wieder aktiver, ausgeglichener und fröhlicher. Andere Veränderungen, etwa an Haut und Fell, oder auch das Körpergewicht brauchen etwas länger, um sich zu normalisieren und schließlich zu stabilisieren.
Eine vollständige Genesung des Hundes ist in der Regel nach etwa drei bis fünf Monaten zu erreichen. Wichtig ist dabei die wirklich tägliche Medikamentengabe und regelmäßige Kontrolluntersuchungen der Blutwerte.
Wie kann man vorbeugen?
Zwar ist selten allein ein fütterungsbedingter Jodmangel die Ursache einer Hypothyreose, dennoch kann durch eine angepasste Ernährung des Hundes der Heilungsprozess günstig beeinflusst werden. Hochwertige Inhaltsstoffe, eine ausreichende Versorgung mit wichtigen Spurenelementen wie Selen, Zink, Eisen und Jod und ein moderater, aber hoch verdaulicher Proteingehalt des Futters helfen, die Stoffwechselvorgänge zu normalisieren.
Die Eingabe der Medikamente muss immer genau nach Anweisung des Tierarztes durchgeführt werden, da sich Wirkstoffe und Futterkomponenten gegenseitig beeinflussen können und so die Wirksamkeit herabgesetzt sein könnte.