Unsere tierischen Gefährten können aus unterschiedlichsten Gründen an Juckreiz leiden. Allergien zählen dabei zu den Hauptverdächtigen und die Hobby-Hundeexperten in unserem Umfeld schieben die Schuld dann gern auf die Ernährung des Hundes. Oft hört man, dass Probleme wie Juckreiz und Allergien durch die Umstellung auf getreidefreies oder kostenintensiveres Futter sowie auf BARF-Fütterung plötzlich verschwinden sollen. In diesem Artikel erfahrt Ihr mehr zum Thema BARF und Ernährung beim Hund.
Soll ich meinen Hund BARFEN?
BARF bedeutet Biologische Artgerechte Roh-Fütterung und ist bei besonders engagierten Hundehaltern sehr beliebt, da dies eine sehr gesunde und naturnahe Fütterungsform ist, bei der der Halter selbst die Futterrationen des Hundes auf möglichst artgerechte Weise individuell auf seine Bedürfnisse abgestimmt zusammenstellt. Dabei wird logischerweise auf künstliche Zusatz- und Konservierungsstoffe verzichtet, was der Gesundheit des Hundes zugutekommt. Auf diese Art und Weise kann einer Vielzahl an Krankheiten, gegebenenfalls auch der ein oder anderen Allergie vorgebeugt werden. Damit dieses Vorhaben auch dementsprechend funktioniert, sollte man sich jedoch von einem Experten, der den individuellen Nährstoffbedarf des Hundes errechnet und einem wertvolle Tipps mit auf den Weg gibt beraten lassen.
Denn einfach „auf eigene Faust“ und ohne vorherige Recherche mit dem Barfen zu beginnen, weil es so der Nachbar angeraten hat oder weil es gerade im Haustierforum total im Trend liegt kann gewaltig in die Hose gehen. Wenn du deinem Hund ein halbes Kilo rohes Fleisch vorsetzt, weil das angeblich natürlich und artgerecht ist, dann kann sich dies auf längerer Sicht negativ auf deinen Liebling auswirken, da sein täglicher Nährstoffbedarf nicht gedeckt wird. Dies kann wiederum zu Mangelerscheinungen und Folgeerkrankungen führen, die sich mitunter mit noch stärkerem Juckreiz und Fellproblemen äußern. Eine gesunde Hundemahlzeit muss ausgewogen sein und ebenfalls Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe enthalten.
Wer sich also entsprechend beraten lässt, kann seiner Fellnase mit der Rohfütterung etwas Gutes tun. Da jedoch eine manifestierte Überreaktion des Immunsystems für die Symptome eines allergischen Hundes verantwortlich ist, ist auch das Barfen kein Allheilmittel, vor allem wenn man nicht genau weiß, wodurch die Allergie überhaupt ausgelöst wird.
Bei Fertigfutter ändert sich lediglich der Markenname
Die meisten Fertigfutter beinhalten dieselben oder sehr ähnliche Bestandteile. Die größten Unterschiede finden wir beim Markennamen, der Aufmachen der Verpackung und des Preises. Der Inhalt ist bei den gängigsten Industriefuttersorten verblüffend gleich. Aus diesem Grund bringt ein solcher Futterwechsel keine nennenswerte Verbesserung bei einem Hund, der von Juckreiz geplagt wird. In bestimmten Fällen kann sich das Problem sogar noch verschlimmern. In diesem Fall vergeudet man leider nur wertvolle Zeit und Geld, die man bestenfalls für einen Termin bei einem Experten im Thema hätte nutzen können.
Der Hundefeind #1: Getreide
Dem Getreide wird von selbsternannten Hobbyexperten aus dem Hundeforum auch oft und gern die Schuld für jegliche Allergien in die Schuhe geschoben. Zumindest lässt sich so der Trend in Richtung getreidefreie Hundefütterung erklären. Dabei richtet sich der Großteil der Futterallergien gegen Proteine, welche im Getreide interessanterweise nicht vorkommen.
Der größte Proteinlieferant ist das Fleisch. Vor allem Hühner- und Rinderprotein gehören zu den Top-Allergenen. Der Grund dafür liegt in der Statistik: beide Produkte sind die Inhaltsstoffe, die am meisten verarbeitet werden, um Hundefutter herzustellen. Selbstverständlich gibt es auch allergische Reaktionen auf Getreide und Gemüse, den Trend der komplett glutenfreien Hundeernährung rechtfertigen sie jedoch nicht, da der Anteil an Hunden mit Getreideallergie verschwindet gering ist.
Der Ursache auf den Grund gehen
Um eine effektive und dauerhafte Lösung gehen, sollte man die Ursache und nicht nur die Symptome behandeln. Der erste Ansprechpartner sollte aus diesem Grund der Tierarzt deines Vertrauens sein, damit der Ursprung des Juckreizes geklärt wird. Sobald eine Diagnose erfolgt ist, weißt du ob der Auslöser eine Allergie oder lediglich Flohbefall ist. Bei letzterem macht ein Futterwechsel nämlich überhaupt keinen Sinn.
Falls eine Allergie die Wurzel allen Übels ist, ist es damit nicht getan, da es herauszufinden gilt, gegen was genau der Hund allergisch reagiert. Man unterscheidet bei den Vierbeinern schließlich ebenfalls zwischen Umwelt-, Flohbiss- und Kontaktallergien. Pollen, Schimmelpilzsporen und Milben sind beispielsweise Umweltallergene, die selbst uns Menschen zu schaffen machen. Bei uns äußert sich die Allergie jedoch als Heuschnupfen oder als allergisches Asthma. Bei unseren tierischen Begleitern wirst du als allergische Reaktion keine laufende Nase oder ständiges Niesen, sondern eine Atopie beziehungsweise atopische Dermatose feststellen können. Das fehlfunktionierende, überreizte Immunsystem erzeugt also keinen Schnupfen, sondern Juckreiz, welcher nicht weniger störend und unangenehm ist.
Kontaktallergien können sich darin äußern, dass die Haut des Hundes an bestimmten Stellen, wo er mit dem Allergen in Kontakt kam Veränderungen und Juckreiz zeigt. Dies kann beispielsweise durch das Waschmittel mit dem die Lieblingshundedecke gewaschen wird oder durch den Futternapf oder den Metallverschluss des Halsbands ausgelöst werden.
Blutuntersuchungen geben Aufschluss über die Stoffe, die die allergischen Reaktionen des Hundes auslösen. Dabei wird im Labor die Antikörperreaktion auf verschiedene Umweltallergene und Futtermittel analysiert, sodass man am Ende ein detailliertes und klassifiziertes Ergebnis erhält. Bei Umweltallergenen kann die Klassifizierung nachgefordert werden, sodass man genau weiß, welche Pollen oder Milben den allergischen Juckreiz auslösen. Falls es sich bei der Ursache der Allergie um Umweltallergene handelt, hilft einem eine Umstellung der Ernährung des Hundes leider so gut wie gar nicht weiter. Eine regulierende Therapieform ist dafür die geeignete Lösung.
Wann und wie ist ein Futterwechsel sinnvoll?
Wenn das große Screening ergeben hat, dass spezifische Nahrungsbestandteile für die allergische Reaktion verantwortlich sind, ist eine Ernährungsumstellung durchaus sinnvoll, um die allergenen Lebensmittel gezielt zu vermeiden.
Da die Ergebnisse der Blutuntersuchungen nicht hundertprozentig verlässlich sind ist es ratsam, einer Ausschlussdiät und anschließend einer Provokationsdiät nachzugehen. Auf diese Art und Weise kannst du schrittweise die Liste der Lebensmittel abarbeiten, um herauszufinden, welche Nahrungsmittel von deinem Liebling bedenkenlos gefressen werden können. Um dieses Vorgehen einfacher zu gestalten, bietet sich das Barfen definitiv an, da du selbst für die Zusammensetzung der Futterration verantwortlich bist und auf diese Weise den Überblick über die unbedenklichen und die unverträglichen Lebensmittel behältst.
Dieses Vorgehen ist zwar zeitaufwändig und teilweise etwas umständlich, garantiert am Ende jedoch die besten Ergebnisse, da bei Lebensmittelallergien das Weglassen der allergieauslösenden Stoffe die einzige Therapieoption ist. Medikamente helfen bei Futterallergien nämlich nur bedingt weiter. Aus diesem Grund ist es empfehlenswertesten, anfangs in den sauren Apfel zu beißen und zu lernen, mit der diagnostizierten Allergie zu leben. Dein Hund wird es dir danken.