Hundeerziehung auf Basis von Vertrauen und Kooperation

Hundeerziehung auf Basis von Vertrauen und Kooperation

Unter Hundebesitzern herrscht manchmal ziemliche Ratlosigkeit, wenn der Hund nicht das tut, was er soll. Dabei muss Hunderziehung nicht schwer sein, wenn die Basis stimmt.

Was ist Erziehung eigentlich?

Hund kaut Stofftier kaputt

Erziehung ist ein Wort, mit dem wir ständig umgehen, von dem wir aber keine einheitliche Vorstellung haben.

Du assoziierst das Wort automatisch mit dem, was du als Kind erlebt hast, als Elternteil selbst ausübst oder von irgendwelchen Ratgebern gelernt hast.

Erziehung kommt von „Ziehen“. Am deutlichsten wird der Ursprung der Idee, wenn wir in die Welt der Pflanzen schauen. Dort heißt „ziehen“ nichts anderes als „wachsen lassen“.

Ähnlich sollte es auch in der Hundeerziehung sein. Es geht darum, die Persönlichkeit und Wesenheit eines Hundes in einem konstruktiven Umfeld wachsen zu lassen.

Dominanz und Folgsamkeit

Polizeihund

Noch vor weniger als hundert Jahren setzte man bei der Hundeerziehung auf absolute Folgsamkeit und bedingungslose Unterwerfung des Hundes.

Wachhunde, waren entsprechend ihrer Aufgabe professionell abgerichtet. Jagdhunde, mussten ihren Dienst zuverlässig verrichten. Daneben gab es Hunde beim Militär, im Personenschutz und bei der Polizei.
Gewisse Hunde wurden als Statussymbole gehalten und in den Wohnzimmern und Salons der feinen Menschen waren meistens nur die sehr umgänglichen Gesellschaftshunde anzutreffen.

Dass der Hund Familienbegleiter, Freund und Kumpel ist, ist noch eine recht neue Erscheinung. Neu ist auch, dass alle möglichen Rassen (Schäferhunde, Pit Bulls, Pudel, Schlittenhunde usw.) als Familienhunde gehalten werden.

Konzepte wie sie in der Polizei- oder Jagdhundeausbildung angewendet wurden greifen bei der Multikulti-Hundehaltung von heute nicht mehr wirklich.

Die moderne Hunde- oder Tierpsychologie weist sogar darauf hin, dass Dominanzkonzepte nur aufgrund von Angst vom Tier befolgt werden.

Die neuen Zauberworte im Bereich der Hunderziehung heißen Verständnis, Vertrauen und Kooperation.

Struktur und dynamische Systeme statt Dominanz

Zwei Hunde mit Besitzer

Intensive Studien an Wolfsrudeln haben in den 1990er Jahren gezeigt, dass das menschliche Verständnis von Dominanz so in der Natur gar nicht vorkommt.

Die Beobachtungen zeigten, dass es zwar so etwas wie Leittiere gibt, die Aufgaben und Kompetenzen innerhalb von Rudeln aber keineswegs starr, sondern dynamisch sind.
Statt auf Unterwerfung und Aggression basieren die Strukturen in einem Wolfsrudel auf gegenseitigen Nutzen, Kooperation, Hilfe und Zuneigung.

Das bestätigte nur, was viele Hundehalter schon immer gespürt haben. Ein Hund ist kein Monster, dass sich blindlings an die Spitze des Rudels setzen möchte, wenn man ihn nicht unterdrückt oder mit harter Hand führt.

Vielmehr braucht ein Hund verlässliche Strukturen und Werte, an denen er sich orientieren kann.

Erziehung beginnt mit Struktur

Mensch und Tier wachsen an Struktur. Das bedeutet, wenn Aufgaben, Plätze und Kompetenzen klar sind, können Mensch und Tier wachsen und gedeihen.

Hund an der Leine mit Besiter im Wald

Sind innerhalb einer Mensch-Hund-Beziehung oder innerhalb einer Familie Strukturen unklar, wird der Hund dies als einer der ersten Familienmitglieder anzeigen.

Hunde, die keine Grenzen gesetzt bekommen oder deren Grenzen sich ständig ändern, finden keine Sicherheit.

Geregelte Tagesabläufe und feste Ansprechpartner innerhalb der Familie helfen schon mal dabei einen aufnahmefähigen und lernfreudigen Hund zu bekommen.

Weitere wichtige Strukturen sind:

• Du oder ihr müsst euch immer in gleichbleibender und verlässlicher Weise und den Hund kümmern.
• Es ist klar geregelt, wer wann mit dem Hund spazieren geht und sich mit ihm befasst.
• Der Hund bekommt regelmäßig sein Futter.
• Regeln und Verbote bleiben stabil (heute nicht auf die Couch ist auch morgen nicht auf die Couch).
• Der Hund darf in deiner Psyche nicht zu einem Menschen- oder Kinderersatz werden, sondern muss als Hund existieren dürfen.
• Dein Hund darf seine natürlichen Instinkte ausleben.
• Der Hund hat einen Rückzugsraum, kann in Ruhe schlafen und leidet nicht unter Stress (Alleinesein, Dauerstreicheln durch aufdringliche Kinder usw.)

Die Wunderformel von Cesar Millan

Cesar Millan

Der südamerikanische Hundeflüsterer Cesar Millan arbeitet mit dieser simplen aber hocheffektiven Formel.

Erfülle die Bedürfnisse in eurer Beziehung in dieser Reihenfolge:

Tier – Hund – Rasse – Name und dann kommen deine eigenen Bedürfnisse. Sind die Grundlagen geschaffen, hast du automatisch einen zufriedenen und ausgeglichenen Hund, der bereit ist, dir zuzuhören und Kommandos oder Bitten entgegen zu nehmen.

Übrigens können so auch Problemhunde sehr schnell wieder in einen aufnahmebereiten und kooperativen Modus versetzt werden.

Eine gemeinsame Sprache finden

Hund mit Leckerli im Maul

Natürlich muss ein Hund gewisse Dinge einhalten und verstehen. Hunde sprechen nicht so wie wir Menschen. Sie können uns aber bis zu einem gewissen Grad verstehen und haben aber ihre eigenen Wege, sich auszudrücken.

Dein Hund gibt sich sicher Mühe, dich zu verstehen. Wenn du dich mit den Grundlagen der Körpersprache von Hunden auseinandersetzt, ist eine weitere Basis geschaffen.

Dann müsst ihr eine gemeinsame verbale Sprache finden. Als Erstes überlegst du dir Kommandos wie „Sitz“, „Platz“, „Bleib“, „Lieg“, „Still“, „Stopp“.

Wichtig: Diese Kommandos müssen immer dieselben sein.

Außerdem musst du sie durch deine Körpersprache unterstützen. Hunde achten immer mehr auf den Ausdruck deins Körpers als auf die ausgesprochenen Worte. Sprechen Körper und Geist bei dir nicht dieselbe Sprache, missversteht dich dein Hund und ist zunehmend verwirrt.

Lernen in der Gruppe macht mehr Spaß

Hundeschule

Heute gibt es sehr viele Hundeschulen oder angeleitete Hundetreffs. Welpen lernen am besten schon auf spielerische Weise in Gruppen die ersten Kommandos. Sie haben dann nicht das Gefühl irgendwie erzogen oder dominiert zu werden, sondern wachsen natürlich in ihre Aufgaben als Familienhund und bester Freund hinein.

Wichtig ist, den Hunde – egal ob Welpe oder erwachsen – niemals zu überfordern und auch nicht hart zu bestrafen, wenn etwas nicht gleich klappt.

Hier gibt es eine weitere goldene Formel: Ignoriere das, was du nicht möchtest (wo immer möglich!) und fördere das, was du möchtest.

Zeigt der Hund ein Fehlverhalten, muss das durch Kommandos wie „Nein“, „Stopp“ oder „Aus“ sofort angezeigt werden.

Dann vergessen leider viele Hundehalter einen wichtigen Schritt bei der Erziehung: Nach einem Verbot musst du deinem Hund immer sofort zeigen, welches Verhalten erwünscht ist. Bekommt er keine kooperative und freundliche Alternative gezeigt, ist er verwirrt und weiß nicht, was er tun soll.

Statt einer vertrauensvollen Basis bilden sich dann Frust, Misstrauen und Verhaltensstörungen.

Haben sich Fehler eingeschlichen und du kommst alleine nicht mit ihnen klar, dann scheue dich bitte niemals die Meinung eines Profis einzuholen. Außenstehenden fallen die kleinen Kommunikationsfallen zwischen Mensch und Hund oft besser auf.

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