Allergien und Unverträglichkeiten nehmen nicht nur beim Menschen, sondern auch bei seinen Vierbeinern zu. Und wer die Zutatenlisten gängiger Hundefutterprodukte liest, steht schnell vor einer großen Anzahl von Zusatzstoffen, Geschmacksverstärkern und Konservierungsstoffen. Aber auch der hohe Anteil an Getreide spricht nicht dafür, dass dieses Futter das ist, was ein Fleischfresser am besten verträgt. Barf-Futter könnte der Ausweg sein.
Was versteht man unter Barf?
Mit Barfen wird eine Ernährung gemeint, die sich stark an der natürlichen Ernährung von Fleischfressern, in diesem Fall des Carnivoren Hund, orientiert. Verfüttert werden vorwiegend unverarbeitete tierische Bestandteile, dazu etwas Obst und Gemüse, eventuell Kohlenhydratspender, dazu Fette und Ergänzungsmittel. Diese Art der Ernährung soll sich an der Zusammensetzung der Beutetiere orientieren, die in der Wildnis von Wölfen mehr oder minder komplett, mit Haut und Haaren und Mageninhalt, gefressen werden.
Als Teilbarfen wird es bezeichnet, wenn rohes Fleisch mit Ergänzungen wie zum Beispiel Reis oder gekochten Kartoffeln oder auch Flockenfutter kombiniert wird.
Geschichte
Eigentlich ist Barfen keine neue Erfindung. Jäger tun es schon seit Ewigkeiten, wenn sie ihrem Hund einen Teil der Beute verfüttern. Im Lauf der Anpassung von Mensch und Hund aneinander ist der Hund immer wieder mit menschlichen Essensresten gefüttert worden, wodurch sich sein Verdauungstrakt in einem gewissen Maß an diese Art der Ernährung angepasst hat. Erst in moderner Zeit hat sich eine blühende Futtermittelindustrie gebildet, die Fertigfutter für Hunde in jeder Variation anbietet.
Die Amerikanerin Debbie Tripp wollte dagegen steuern und bildete den Begriff ‚Barf’ sowohl für die Art der Fütterung als auch für einen Menschen, der sie nutzt. Ursprünglich stand die Wortschöpfung für ‚Born again raw feeders’, was durchaus ideologisch gemeint war. Später wurde sie für ‚Bones and raw foods’ und noch später vom Australier Ian Billinghurst für ‚Biologically appropriate raw food’ gesetzt. Dem folgt die deutsche Übersetzung ‚Biologisch artgerechte Rohfütterung’.
Mittlerweile ist Barfen durchaus verbreitet. Es gibt inzwischen eine breite Auswahl an tiefgekühlten Barf-Komponenten sowie zum Beispiel Gemüseflocken oder Nahrungsergänzungsmittel und sogar vorgefertigte Barf-Menüs zu kaufen.
Vorteile einer Barf-Ernährung
Viele Hundehalter berichten, dass ihre Hunde durch eine Barf-Ernährung weniger Körpergeruch entwickeln, widerstandsfähiger gegen Krankheiten und ausgeglichener sind. Klinisch nachweisen lässt sich das bis jetzt nicht.
Sicher ist aber, dass eine Barf-Ernährung frei von künstlichen Zusatzstoffen wie Konservierungsstoffen, Geschmacksverstärkern und Farbstoffen ist. Damit kann gerade für Allergikerhunde oder auch andere empfindliche Hunde eine Ernährung sichergestellt werden, die frei von diesen Stoffen ist. Zudem kann dadurch, dass bei einer Barf-Ernährung die einzelnen Komponenten bekannt sind, relativ zielgenau auf die Bedürfnisse des einzelnen Hundes eingegangen werden, gerade auch bei Vorerkrankungen.
Gefahren einer Barf-Ernährung
Die Gefahren durch eine Barf-Ernährung lassen sich in zwei Punkten zusammenfassen: Hygieneprobleme und Fehlernährung.
In rohem Fleisch können Bakterien oder Parasiten vorhanden sein, die schwerwiegende Erkrankungen auslösen können – die zum Teil sogar für den Menschen eine Gefahr darstellen. Beim Kochen werden diese abgetötet, bei der Rohfütterung jedoch nicht. Es müssen also höchste Ansprüche an das Fleisch und auch an die Hygiene gestellt werden. Eine praktische Lösung ist tief gefrorenes Fleisch, bei dem das Risiko deutlich geringer ist. Weil der Hundehalter das Futter selber zusammenstellt, muss er sich genau mit der notwendigen Zusammensetzung und auch dem Nährstoffgehalt der einzelnen Komponenten auskennen, sonst kommt es leicht zu einer Mangelernährung oder Überversorgung zum Beispiel mit Calcium. Im Idealfall lässt du dir von deinem Tierarzt oder einem Ernährungsberater für Hunde einen Ernährungsplan für deinen Vierbeiner zusammenstellen.
Für welche Hunde ist Barfen geeignet?
Grundsätzlich muss bei der Ernährung individuell auf jedes Tier eingegangen werden. So gibt es Hunde, die rohes Fleisch oder auch Knochen einfach nicht vertragen – die sind naturgemäß nicht barfgemäß zu ernähren.
Bei Hunden mit empfindlichem Verdauungstrakt kann der Übergang zur Barf-Ernährung etwas problematisch sein. Hier kannst du nicht von einem Tag auf den anderen umstellen, sondern musst behutsam und stufenweise vorgehen.
Hunde, die zum Schlingen neigen, sollten eher keine Knochen bekommen.
Besondere Vorsicht ist bei nierenkranken Hunden angesagt: Der hohe Fleischanteil kann bei solchen Hunden gefährlich werden.
Bei nierenkranken Tieren, älteren Hunden oder Hunden mit einer Lebererkrankung oder Harnwegserkrankung kann Teil-Barfen eine gute Alternative sein.
Für welche Hundehalter ist Barfen geeignet?
Die Frage klingt erst einmal komisch, doch sie hat ihre Berechtigung. Sicher, es gibt mittlerweile Barf-Komplettmenüs zu kaufen. Die verhindern die größten Ernährungsfehler und sind bequem in der Handhabung.
Doch um eine Fehlernährung sicher zu verhindern, ist ein umfangreiches Wissen über die Bedürfnisse des einzelnen Hundes und die entsprechenden Ernährungskomponenten notwendig. Entweder wird der Hundehalter selber zum Experten oder er lässt sich vom Tierarzt oder Ernährungsexperten einen Ernährungsplan aufstellen.
Barfen ist nur für Hundehalter das Richtige, die bereit sind, sich auf die Thematik einzulassen und damit zu beschäftigen – und die zudem über eine ausreichend große Tiefkühltruhe oder einen ausreichend großen Kühlschrank verfügen.
Fazit
Barf mag zwar aufwändig sein, aber es bietet die Chance, den Hund artgerecht und ohne chemische Zusätze zu füttern. Gerade bei allergiegeplagten Vierbeinern kann dies die Erlösung von quälendem Juckreiz und anderen Problemen sein. Notwendig ist allerdings ein Besitzer, der sich in die Materie einarbeitet, einen individuellen Ernährungsplan für seinen Hund befolgt und sich nicht daran stört, wenn im Kühlschrank roher Pansen oder ähnliche Köstlichkeiten lagern.
Ein Allheilmittel ist Barfen nicht – doch viele Hundehalter berichten von positiven Veränderungen ihres Hundes durch diese Ernährungsweise.